Disclaimer: Genaue Maßangaben, genaue Angaben zu Schweißtemperatur, zum verwendeten Werkzeug und zu anderen Details sind hier größtenteils nicht zu finden. Das muss jeder selber herausfinden, da jeder andere Bedingungen, Ansprüche und Erfahrungen hat.
Auf Anfrage gebe ich gerne Hilfestellung.
Als Material wird TPU-beschichtetes Cordura verwendet.
Bei Vorder- und Hinterteil dieser Tasche zeigt im fertigen Zustand jeweils die Cordura-Seite (Stoffseite) des Materials nach außen, bei dem Seitenstreifen zeigt die mit TPU beschichtete Seite (TPU-Seite) des Stoffes nach außen.
Am einfachsten lässt sich so eine Tasche mit Hilfe einer Schablone herstellen.
Wenn die Form und Größe der Tasche feststeht, wird die Schablone entsprechend aus einem ca. 18mm dicken Kiefernbrett gefertigt. Auf einer Seite wird rundum eine Fase mit 45° angefräst. Die Breite der Fase beträgt idealerweise ca. 12-14mm.
Die Mühe, so eine Schablone zu bauen, lohnt sich vor allem beim Verschweißen der einzelnen Teile, spätestens aber, wenn man mehrere Taschen in gleicher Größe bauen will.
Zusammen mit einem ausreichend langen Seitenstreifen, der umlaufend die Seiten und den Boden bildet, haben wir alle Grundteile zugeschnitten.
Eine Nahtzugabe ist nur am Seitenstreifen notwendig und wird doppelt der gewünschten Breite des Seitenstreifens (=Tiefe der Tasche) aufgeschlagen.
Als Nahtbreite bei solcherlei Taschen haben sich ca. 5mm als ausreichend erwiesen. Mehr ist möglich, führt aber beim Schweißen von Rundungen oft zu unsauberen Ergebnissen.
Jetzt ist der Moment, über Applikationen nachzudenken.
Zum einen, um einen Taschenverschluss zu installieren, zum anderen, um zusätzliche Befestigungspunkte zu schaffen. Über Art, Weise, Position und Dimension sollte man sich im Klaren sein, bevor man alles zusammen schweißt.
Ich benutze ein System, mit dem ich Langlöcher in festen Größen und Abständen installiere.
Zuerst die Hinterseite: Die Langlöcher werden auf der Stoffseite an der gewünschten Stelle angezeichnet.
An der gleichen Stelle wird auf die TPU-Seite ein ausreichend großer Flicken geschweißt. Sind die Langlöcher ausgeschnitten, schaut es auf der TPU-Seite dann so aus.
Der zusätzliche Flicken dient nur zur Verstärkung der Befestigung und kann im Bedarfsfall auch weggelassen werden.
Damit die Tasche dicht bleibt, müssen wir jetzt einen ausreichend großen Flicken auf der TPU-Seite aufschweißen.
Der kleine, in der Mitte aufgeschweißte Flicken dient der Stabilisierung und vermeidet übermäßigen Abrieb der TPU-Schicht durch Gurte.
Zur Verstärkung und Versteifung der Hinterseite der Tasche wird eine Kunststoffplatte (PVC 2mm) eingesetzt.
Die Tasche, die die Platte aufnimmt, ist höchstens so breit, dass auf beiden Seiten mindestens ca. 10mm zum Rand bleiben.
Auf dem Seitenstreifen werden ähnlich wie beim Hinterteil auch Befestigungsmöglichkeiten installiert.
Hinter die Löcher kommt eine Verstärkung, der Streifen reicht oberhalb der Langlöcher bis hoch zum Taschenrand.
Wenn die Vorderseite ähnlich wie die Hinterseite auch noch Befestigungspunkte erhalten hat, ist alles fertig zur Endmontage.
Die Schablone wird jetzt mit Hilfe eines angeschraubten Klotzes und dem Schraubstock so fixiert, dass man von allen Seiten gut rankommt. Danach wird sie mit Doppelklebeband versehen. Das Band hält die einzelnen Teile rutschfest in Position.Es müssen einmal die umlaufende Kante unterhalb der 45°-Fase und ein paar Stellen auf der Oberseite beklebt werden.
Als erstes wird der Seitenstreifen in Position gebracht. Die TPU-Seite zeigt dabei nach innen zum Brett.
Achtung! Beim Verschweißen ist die Tasche auf links gedreht, bedeutet, die spätere Außenseite der Tasche zeigt jetzt noch nach innen. Nicht durcheinander kommen!
Danach die Hinterseite auflegen und möglichst akkurat ausrichten. Je mehr Zeit man sich dazu nimmt, um so genauer wird es und umso sauberer und gerade werden die Nähte.
Der Rand des Seitenstreifens sollte nicht über das Niveau die Oberseite der Schablone ragen. So werden die Nähte ausreichend breit und gerade. Ich hoffe, die Bilder zeigen, was gemeint ist.
Ist alles gut in Position fixiert, kann das Schweißen beginnen.
Dazu werden die Ränder so an die 45°-Fase geklappt...
Am besten erst mal rundum an mehreren Stellen anheften. Da sieht man dann schon, ob alles passt und man sauber vorbereitet hat. Zur Not kann man in dem Zustand die Heftpunkte nochmal erwärmen und vorsichtig wieder trennen.
Passt alles, wird durchgeschweißt. An den geraden Seiten immer knapp an der Kante der Stoffseite entlang. Dabei sollte das Bügeleisen nicht all zu sehr verkantet werden. Das braucht etwas Gefühl. Sollte man vorher mal etwas üben.
An den Rundungen ebenfalls vorsichtig mit dem Verkanten sein, sonst hat man auf der anderen Seite dann unschöne Stellen. Ist zwar nur ein kosmetisches Problem, muss aber nicht sein.
Zum Schweißen von Rundungen gibt es hier ein Video.
Dann die verbundenen Teile von unten wieder an der Schablone ausrichten und fixieren. Die Vorderseite ebenfalls auflegen, ausrichten und fixieren.
Nun müssen noch die oberen Kanten für den Rollverschluss verstärkt werden.
Doch zuerst bekommt der Seitenstreifen links und rechts jeweils eine "Bügelfalte". Da in diesem Bereich der Seitenstreifen innen und außen die Stoffseite zeigt (wir hatten ja den Streifen mit den Langlöchern aufgeschweißt und der geht oben bis hoch), kann man den Bereich mittig falten und kräftig drüber bügeln, ohne dass etwas ungewollt zusammen klebt.
Im Endzustand hält das die Öffnung gut in Form und das Schließen der Tasche geht einfacher.
Jetzt zwei Streifen wie abgebildet zuschneiden und aufeinander schweißen. Alles jeweils für Vorder- und Hinterseite natürlich.
Das Ganze auf die oberen Kanten schweißen, sodass ein Tunnel entsteht. Dort wird dann ein Streifen Kunststoff eingeschoben.
Bemerkung: Man kann an dieser Stelle auch etwas aufnähen. Das würde für die Wasserdichtigkeit der Tasche keine Rolle spielen. Allerdings hat meine Haushaltnähmaschine große Mühe, sauber durch das TPU-Material zu nähen. Deswegen schweiße ich das.
Jetzt die Tasche auf rechts stülpen.
Das ist der fertige Verschluss von oben.
Man erkennt, hoffe ich, den Sinn der "Bügelfalten".
Jetzt noch mit ein wenig Gurtband, Ösen und Haken einen Verschluss anbringen. Da sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt.
Als Aufhängung hab ich erstmal einen magnetischen Schnellverschluss von Fidlock gewählt. Auch hier kann jeder anbauen, was er will. SeamGrip zum Abdichten nicht vergessen.
diy@einbeispiel.de