Die zweite Frage, nach der zu dem verwendeten Material, die sich jeder angehende DIY-Taschenschmied stellt, ist natürlich die nach dem Werkzeug.
Hier sollte man erst mal gründlich analysieren, was man möchte und wie weit man die Sache treiben will.
Wenn man eigentlich nur vorhat, ein bis zwei Taschen zu bauen, stehen sich schnell Verhältnismäßigkeit und Qualitätsanspruch unversöhnlich gegenüber.
Teures Werkzeug anzuschaffen lohnt sich eigentlich nur, wenn man
a.) nicht auf die Kohle achten muss,
b.) man auch nur ein oder zwei Taschen, aber trotzdem in hoher Qualität oder
c,) mehrere Taschen oder auch andere Sachen bauen will.
Es lohnt sich also fast immer. ;-)
Es soll ja Leute geben, die bauen quasi jede Saison neue Taschen, nur, um während der Herstellung schon zu wissen, was sie bei den Modellen für die übernächste Saison anders machen werden.
Besser, cooler, leichter, funktioneller... ...no Limit!
Wenn du so drauf bist, besorge dir gutes Werkzeug, alles andere macht auf Dauer keinen Spass.
Wenn du aber vernünftig bist, probiere Alternativen aus. Es gibt sie bestimmt. Sei kreativ.
Welches Bügeleisen?
Das ist die wichtigste Frage, ohne Zweifel.
Das für mich entscheidente Kriterium bei dieser Auswahl ist die Möglichkeit, die Schweißtemperatur
a.) exakt
b.) in kleinen Schritten
c.) schnell änderbar
d.) schnell und exakt reproduzierbar
einstellen zu können.
Diese drei Kanditaten, die bei mir in der Zeitleiste von unten nach oben zum Einsatz gelangten, hatten da diverse Unzulänglichkeiten und kommen kaum bis nicht mehr zum Einsatz.
Das bedeuten nicht, dass sie nicht funktionieren, aber man verbringt sehr viel Zeit damit, die optimale Temperatur zu finden. Die wiederum ist für ein sauberes und entspanntes Arbeiten unerlässlich.
Das ist das Modell, bei dem ich letztendlich geblieben bin und mit dem ich seit ca. einem Jahr hier sehr viel gearbeitet habe.
Man kann die Schweißtemperatur perfekt regeln und der Kopf ist vergleichsweise schön flach.
Wenn man nach "Bügeleisen Modellbau" sucht, findet man diverse Angebote dazu. Wahrscheinlich ist da überall die gleiche chinesische Technik drin, sodass der Hersteller eigentlich egal ist.
Was es bringt, die optimale Schweißtemperatur nicht nur zu kennen, sondern auch sehr genau einstellen zu können, zeigt dieses Bild.
Das ist die teflonbeschichtete Unterseite meines Bügeleisens nach, wie gesagt, ca. einem Jahr Einsatz.
Es ist sogut wie kein Verschleiß der Teflonschicht zu erkennen. Auch Anhaftungen von geschmolzenen Material sind kaum erkennbar.
Zum einen, weil die Stoffseite bei optimaler Temperatur in der Regel nicht schmilzt.
Zum anderen lassen sich doch mal geschmolzene Rückstände leicht entfernen, weil sie eben nicht unter zu hoher Temperatur "einbrennen".
So ein Bügeleisen ist heiß, klar.
Deshalb ist es ratsam, es in sicherer Entfernung von allem zu platzieren, was versehentlich schmelzen könnte, einschließlich deiner Haut.
Gleichzeitig sollte es aber immer griffbereit und leicht wieder ablegbar sein.
Die Lösung brachte ein altes Tischbein, etwas dicker Draht und noch ein paar Reste.
Die Grundplatte darf ruhig etwas wiegen. Ich hab noch ein paar Rohrstücke befestigt, wo das Kleinwerkzeug drin steckt. Kleine Bretter zum unterlegen und Abschnitte von Backpapier sind so auch immer griffbereit.
Das wichtigste Tool nach dem Bügeleisen ist die Andruckrolle. Modelle mit kugelgelagerter Silikonrolle sind teuer, aber ihr Geld wert. Es gilt das Eingangs Gesagte zu Verhältnismäßigkeit und Qualitätsanspruch. Ob und wie man mit günstigeren Lösungen arbeiten kann, vermag ich nicht zu sagen, ich hab aus diversen Gründen noch nie eine andere Rolle verwendet.
Zum Anzeichnen und Markieren benutze ich einen Prym Aqua-Trickmarker in weiß. Man muss sich dran gewöhnen, dass es ein paar Sekunden dauert, bis die Linie erscheint. Dafür kann man alle Markierungen sehr leicht wieder mit Wasser entfernen. Sehr großer Vorteil wenn man überwiegend schwarze Stoffe verarbeitet. Achtung: immer die Kappe gleich wieder drauf, sonst trocknet er schnell aus. Und mit der Kappe nach unten lagern!
Eine Ahle ist hilfreich und als Scheren reichen normale Haushaltscheren. Sie sollten halt scharf und sauber sein. Solange sie leicht und sauber das Tuch schneiden, ist jedes Modell recht.
Solche Schablonen eignen sich sehr gut, wenn man einfache zylindrische Formen herstellen will.
Ist die Form der Tasche spiegelsymetrisch, reicht ein Brett mit einer Fase rundrum. Bei nicht spiegelsymetrischen Formen sind zwei Bretter nötig, die man idealerweise aufeinander klebt.
Die Kanten werden mit einer Oberfräse hergestellt, man kann sich aber auch mit einer Holzraspel helfen.
Bei Taschen, die nur eine kleine Öffnung wie einen Reißverschluss haben, sollte man die Schablone teilbar gestalten um sie einfacher wieder entfernen zu können. Das kann man leicht mit einer eingefrästen Nut, einem Stück Aluprofil, ein paar Gewindehülsen und Schrauben lösen.
Doppelseitiges Klebeband und Malerkrepp helfen, die Teile rutschfest zu positionieren.
Achtung, das Klebeband darf nicht heiß werden und auf dem Stoff schmelzen, das gibt unschöne Stellen. Das Malerkrepp ist da gutmütiger, es verträgt mehr Hitze und eventuelle Anhaftungen lassen sich relativ leicht entfernen. Dafür ist die Klebekraft aber geringer.
Hilfreich sind auch diverse Unterlagen, die sich mittels angeschraubten Holzklotz fest im Schraubstock fixieren lassen. Haben sie Löcher passender Größe, sind zum Beispiel Dekompressionsventile einfacher zu installieren.
Holzleisten und Aluprofile sind nützlich sowohl beim Anzeichnen als auch beim sauberen Schweißen.
Auf den beiden Holzleisten sieht man ein Alu-Vierkantrohr liegen. Das ist mit doppelseitigen Klebeband versehen, auf dem wiederum Malerkrepp (mit der Klebeseite nach oben) klebt. Dieses Setup ist sehr gut geeignet um (ohne Schablone) Schläuche zu schweißen.
Nicht im Bild sind verschiedene Klemmen, Zwingen und Gewichte, die helfen, zu verschweißende Teile zu fixieren und bei Bedarf aus dem Gefahrenbereich des Bügeleisens raus zu halten.
diy@einbeispiel.de